Feministischer Streik 2019

Bern war am 14. Juni 2019 ganz in Frauenhand: Zehntausende Frauen füllten die Stadt und feierten und demonstrierten für die Gleichstellung: Wir forderten gute und gerechte Lebens- und Arbeitsbedingungen, Selbstbestimmung und Sicherheit für alle Frauen!  Mit Streik- und Kunst-Aktionen und zahlreichen Veranstaltungen machten die streikenden Frauen klar und deutlich auf ihre Forderungen aufmerksam.


Die Reden

Am 14. Juni 2019 hatte Frau das Wort auf dem Bundesplatz in Bern. Hier findest du die Redetexte.


Streikverlauf und Impressionen

Nachstehend findest du den ganzen Streikverlauf inklusive Bildmaterial.


17.30 Uhr auf zur Schlussdemo

Rund 70’000 Frauen (und solidarische Männer) demonstrierten am Abend zweieinhalb Stunden lang für gleiche Löhne, für gleiche Rechte, für mehr Respekt oder gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Der bunte und laute Demozug durch die Berner Altstadt war 2,5 Kilometer lang. Als die Spitze des Demonstrationszuges den Bundesplatz wieder erreichte, verliess das Ende des Zuges erst den Platz. Der Bundesplatz hatte sich ab 15 Uhr immer stärker gefüllt.
Demo (Fotos: Paola Ferro Mäder, Nicole Cornu sowie Raphael Moser/Berner Zeitung).


Ab 15 Uhr auf dem Bundesplatz

Kundgebung auf dem Bundesplatz (Fotos: Meret Oehen, Paola Ferro Mäder und Raphael Moser/Berner Zeitung).


Flyer zum Programm auf dem Bundesplatz


16 Uhr Kirchen-Streik ist angesagt

Gleichberechtigung in der Kirche fordern die KirchenStreikFrauen bei der Heiliggeistkirche in Bern. Konkret: Bessere Bedingungen für Freiwilligenarbeit, mehr Familienfreundlichkeit, mehr soziale Sicherheit in den Frauenberufen der Kirche und vielfältigere Ausdrucksweisen in der Spiritualität. Alle kirchlichen Gremien und Ämter sollen halbe-halbe mit Männern und Frauen besetzt werden. Das gilt auch für das katholische Priesteramt, das Frauen immer noch verwehrt wird. Kurzum: Die katholischen und evangelischen Kirchenfrauen* des Frauen*KirchenStreiks haben genug. Sie verlangen Gleichberechtigung. Punkt. Amen. (Fotos: Anne Sardemann/Evangelische Frauen Schweiz).


15.30 Uhr Grossmütter sind hässig

GrossmütterRevolution am Frauenstreik auf der Kleinen Schanze. die Alten Frauen, die einen grossen Teil ihres Lebens noch nicht einmal abstimmen und wählen durften, und den Frauenstreik 1991 getragen haben, tragen heute heute einen grossen Anteil der Betreuungsarbeit mit. Ohne die Gratis-Kinderbetreuung vieler Grossmütter würde in unserem Land die Wirtschaft gar nicht laufen. Und der Staat spart Milliarden. (Fotos: Paola Ferro Mäder).


12.30 Uhr am Bärenplatz

Für anständige Mindestlöhne und Arbeitsbedingungen im Detailhandel! Keine längeren Ladenöffnungszeiten am Samstag in Bern! Die Unia Bern holt die Frauen im Berner Detailhandel in der Marktgasse auf die Strasse (Fotos: Unia/Manu Friedrich):


Um 11 Uhr läuteten Bern die Kirchenglocken

Darunter die Glocken des Münsters, und in den Aarbergergasse Kuhglocken als Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Viele Frauen und Kinder in unserer Gesellschaft erfahren Gewalt. Jede zweite Woche stirbt eine Frau oder ein Mädchen infolge von Gewalt. Jede Woche wird eine weitere Frau Opfer eines Tötungsversuchs. Das tolerieren wir nicht! Das verlangt eine klare Haltung und Einsatz von uns allen. Gleichstellung führt zu weniger Gewalt, schreibt die Stiftung gegen Gewalt an Frauen und Mädchen, die die Aktion auf die Beine gestellt hat. Die Aktion wird vom Berner Münster und den verschiedenen Kirchgemeinden Berns unterstützt (Fotos: Chantal Dräyer).


10:30 Uhr Kinderbetreuung will bezahlt sein

Kinderbetreuung muss anständig bezahlt werden! Warum verdient ein Banker, dem wir unser Geld anvertrauen, so viel mehr, als eine Kita-Betreuerin* oder eine Tagesmutter*, der wir unsere Kinder anvertrauen? Warum wird eine Frau, die ihre Kinder betreut, durch eine im Durchschnitt 37 Prozent tiefere Rente abgestraft? Schluss damit! Mit der Kinderwagen-Demo betonen wir von der Frauenstreik-Koordination noch einmal unsere Forderungen nach einem massiven Ausbau des Mutterschaftsurlaubs und einer Einführung einer Elternzeit, nach anständigen Löhnen und Arbeitsbedingungen für alle Kinderbetreuerinnen in den Kitas, Tagesschulen und für Tageseltern und nach der Anerkennung der Betreuungsarbeit in allen Sozialversicherungen. 5000 Frauen nahmen an der Demonstration in der Berner Altstadt teil (Fotos: Vithyaah Subramaniam).


9.15 Uhr die Periode ist kein Luxus

It’s Bloody Unfair! Die Periode ist kein Luxus! Für Güter des täglichen Bedarfs gilt in der Schweiz der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 2,5%. Zum „täglichem Bedarf“ gehören auch Kaviar oder Viagra. Nicht aber Tampons, Binden und Slipeinlagen. Das ist Bloody unfair – deshalb: runter mit der Tampon-Steuer! Die höhere Besteuerung von Frauen-Hygieneartikeln ist eine Diskriminierung der Frauen in der Schweiz! Am Frauenstreik wurde der Bundeskanzlei eine Petition mit 11’357 Unterschriften übergeben, die eine Ende dieser Diskriminierung verlangt (Fotos: Chantal Dräyer).


Ab 9 Uhr internationale Solidarität

Nähen für die Solidarität mit Frauen aus dem Süden auf dem Bundesplatz: Das Weltentuch nimmt Formen an . Am Tuch wird noch ein Jahr lang weitergenäht. Das Ziel: Ein Weltentuch so gross wie der Bundesplatz. (Fotos: Manu Friedrich/Unia).


9 Uhr-21 Uhr Kinderbetreuung durch Solidarische Männer

Kinderbetreuung durch die Soli-Männer-Gruppe
im Kindertreff Chinderchübu (Fotos: Martin Reck/Solidarische Männer).


8.30 Uhr Sternmarsch der Berner Kultur

Der laute Sternmarsch der Berner Kulturinstitutionen für Transparenz und einen Wandel der Gesellschaft: Nieder mit alten Strukturen der Ungleichheit von Gender, Race und Class auch in den Kulturinstitutionen! Für Gleichheit! (Fotos: Vithyaah Subramaniam).


8.30 Uhr Bessere Arbeitsbedingungen in Tagesschulen

Die Berner Gemeinderätin Franziska Teuscher (GB) bekam „Besuch“ der streikenden Betreuer*innen der Berner Tageschulen, die bessere Arbeitsbedingungen sowie mehr Geld und Ressourcen für die Kinderbetreuung in den Tagesschulen forderten (Fotos: Paola Ferro Mäder).


8 Uhr Unbezahlte Arbeit wird sichtbar

Stört un(ter)bezahlte Haus- und Betreuungsarbeit während der Stosszeit am Bahnhof? Uns stört sie Anderswo. Und zwar dort wo sie unsichtbar bleibt. Uns stört Haus- und Betreuungsarbeit als Lücke im Lebenslauf. Uns stört Haus- und Betreuungsarbeit als Lücke bei der Rente und beim Einkommen, die das Armutsrisiko für Frauen markant erhöht. Uns stört, dass unbezahlte Haus- und Betreuungsarbeit als „Nicht Arbeiten“ definiert wird. Wir wollen Anerkennung und faire Arbeitsbedingungen, auch Zuhause! (Fotos: Paola Ferro Mäder).


Viva la Vulva! In der Lorraine startete eine Gruppe Aktivist*innen mit einer wunderschönen Vulva im Schlepptau in Richtung Bundesplatz.


Plugging the City – Bern voller Botschaften in lila! Als Einstimmung auf den Frauenstreik haben Aktivistinnen bereits am Mittwochabend begonnen, die Stadt Bern mit Botschaften und Forderungen der streikenden Frauen vollzustopfen, eben: „Plugging the City“. Reclaim and Rename the Streets: Aus Bern wird Berna. Starke Frauen haben in der Berner Geschichte überall Spuren hinterlassen, doch laufen die Menschen durch die Strassen der Bundesstadt, ohne darauf zu stossen. Frauen aus Bern haben am Frauenstreik-Tag für etwas Namensgleichstellung gesorgt: Der Muraltweg wird so zum Clara-Winniki-Weg, der Sidlerweg zur Anni-Lanz-Strasse (Fotos: Solidarische Männer).


Diverse Plugging Aktionen

Plugging Bundesplatz (Fotos: Kate Burgener).


„Herr schafft – Frau streikt“ und „Das Patriarchat geht unter“ verkündet die Kirchenfeldbrücke (Fotos: Christof Steinmann/Solidarische Männer).


Auf der Welle 7 am Bahnnof Bern (Fotos: Petra Pan).


Plugging the City. In tiefster Nacht und ganz diskret startete am 14. Juni die Neugestaltung Berns – zum Beispiel mit Hilfe von Sprühkreide, wie hier im Mattenhofquartier nahe des Stadtzentrums (Fotos: Chantal Dräyer).


Impressionen vom Frauenstreik am 14. Juni 2019 in der Stadt Bern (Fotos: Paola Ferro Mäder, Chantal Dräyer, Vithyaah Subramaniam).